Blockchain

Global Shipping Business Network

Neue Blockchain-Plattform für das Global Shipping Business Network (GSBN)

Das GSBN (Global Shipping Business Network) hat eine neue, auf einer Blockchain basierende Plattform eröffnet, über die wahrscheinlich jetzt schon 30 % des globalen Containerverkehrs abgewickelt werden (Stand: September 2021). Hierfür hat das GSBN gezielte geostrategische Partnerschaften aufgebaut. Die neue Plattform konkurriert mit dem TradeLens-Network von Maersk und IBM.

Digitale Transformation im Containerverkehr

Im Oktober 2020 riefen acht große Containerreedereien das GSBN ins Leben, um mit einer Blockchain die digitale Transformation im internationalen Frachtverkehr voranzutreiben. Im Fokus standen und stehen dabei eine leichtere Erfassung von Logistikdaten sowie ihre Verarbeitung und ihr sicherer Austausch. Das soll die Bürokratie bei der Verwaltung der aufwendigen logistischen Prozesse reduzieren. Das Konsortium hat seinen Sitz in Hongkong und wickelt mit Stand September 2021 nach eigenen Angaben jeden dritten weltweit verfrachteten Container ab. Experten schätzen den tatsächlichen Umfang auf rund 30 %. Das Potenzial scheint indes enorm zu sein, denn die GSBN-Plattform könnte bei großflächigem Einsatz das Gros der globalen Schiffslogistik dominieren.

einflussreich

Dass die Blockchain-Plattform sehr einflussreich werden könnte, beweist die Liste der namhaften Partner, die bei ihrem Betrieb mitwirken. Es gehören dazu Microsoft Azure, AntChain, Oracle und Alibaba Cloud. GSBN stellt das Projekt in seinem offiziellen Statement mit den Worten vor, dass man als unabhängiges Konsortium versucht habe, die derzeit besten technischen Lösungen unter einem Dach zusammenzubringen. Das Ziel sei eine zuverlässige, starke und skalierbare Infrastruktur. Geostrategische Aspekte spielten bei Wahl der Partner allerdings ebenfalls eine Rolle. So steht Azure für den südostasiatischen Raum, wo das Unternehmen eine Vormachtstellung einnimmt, während Alibaba Cloud und die Ant Group den chinesischen Markt repräsentieren und bei der Abwicklung im Reich der Mitte helfen sollen. Oracle ist mit seinem Handelssystem auf globaler Ebene bestens vernetzt.

Größte Sicherheit durch die Blockchain

Das GSBN kann mit der eingesetzten Blockchaintechnologie den Informationsfluss vollständig unter seiner Kontrolle behalten. Die erfassten Daten gelangen verschlüsselt in die Blockchain-Plattform, wo sie durch Unbefugte nicht mehr abzugreifen sind. Selbst die Mitglieder des Konsortiums können sie nur mit einer entsprechenden Autorisierung einsehen. Es ist nicht die erste Lösung, die das GSBN für die digitale Transformation aufgesetzt hat. Im Juli 2021 ging in China schon „Cargo Release“ als erste Blockchain-Lösung an den Start. Allerdings fällt diese Lösung deutlich kleiner aus und galt daher als Testlauf. Dennoch konnte auch sie schon die Datenverwaltung im Frachtverkehr vereinfachen und damit die Bürokratie reduzieren.

Konkurrenzprojekt TradeLens

Das von Maersk und IBM betriebene Konkurrenzprojekt TradeLens wurde praktisch zeitgleich ab dem Herbst 2020 durch zwei große Containerreedereien initiiert: Mediterranean Shipping Company (MSC) und CMA CGM. Die Funktionsweise ähnelt sehr der GSBN-Blockchain, die Datenmenge ist sogar deutlich größer. MSC und CMA CGM sind so groß, dass ihre Logistikdaten fast die Hälfte des globalen Frachtverkehrs betreffen. Das TradeLens-Network hat damit einen erheblichen Vorsprung.

Die Mitglieder von Global Shipping Business Network

GSBN wurde in Hongkong als gemeinnützige Gesellschaft gegründet. Die Statuten legen fest, dass mit der Plattform Akteure des Welthandels ihre Lieferzuverlässigkeit erhöhen, ihren Betrieb rationalisieren sowie die digitale Transformation vorantreiben sollen. Beteiligte Carrier und Terminalbetreiber sind:

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  • COSCO SHIPPING PORTS
  • COSCO SHIPPING LINES
  • Shanghai International Port Group
  • Hapag-Lloyd
  • PSA International
  • Hutchison Ports
  • SPG Qingdao Port
  • OOCL

Ob es in Zukunft bei den beiden konkurrierenden Plattformen von GSBN und TradeLens bleibt, ob sich diese möglicherweise über eine gemeinsame Blockchain zusammenschließen oder ob noch weitere Akteure diesen Weg gehen, ist mit Stand September 2021 schwer einzuschätzen. In jedem Fall kommen solche Lösungen gerade zur rechten Zeit, denn die weltweite Logistikbranche arbeitete schon vor der Covid-19-Pandemie am Limit und kommt inzwischen kaum noch hinter den gestiegenen Anforderungen einer inzwischen wieder boomenden Weltwirtschaft hinterher. Es häufen sich in jüngster Zeit Meldungen zu verzögerten Lieferketten, was die Probleme aufzeigt. Fachleute wie Martin Gnass, bei Hapag-Lloyd als Managing Director für die IT zuständig, schätzt ein, dass die Zukunft der Logistik auf solchen zuverlässigen digitalen Kollaborationsplattformen basieren wird. Von diesen müssten alle Parteien der globalen Lieferketten profitieren können, um ihren Geschäftsbetrieb zu rationalisieren. Das schaffe Mehrwerte für alle Stakeholder, so Gnass.

Gemeinnützige Basis

Vor allem die starke Data Governance von Blockchains spiele hierbei eine Rolle. Sie würden absolut sicherstellen, dass nur Parteien mit einer entsprechenden Autorisierung Zugriff auf die Daten hätten. Nur so ließen sich wirtschaftlich sensible Informationen angemessen schützen. Die gemeinnützige Basis von GSBN soll die acht Mitglieder wirtschaftlich motivieren, ihre qualitativ hochwertigen Daten einzubringen. Künftig ist die Vermarktung der Datenressourcen an außenstehende Interessengruppen vorgesehen. Der Manager Ho Ghim Siew von PSA International schätzt ein, dass die vertrauensvolle und sichere Kooperation über Blockchains eine Grundvoraussetzung ist, um die Chancen der Digitalisierung voll auszuschöpfen.

Entwicklung der Global Shipping Business Network-Plattform

Im Rahmen der Vorbereitungen vor der Gründung von GSBN ließen die beteiligten Unternehmen verschiedene Machbarkeitsstudien in Südostasien und China durchführen. Im Ergebnis dieser Studien entstand das kleinere Projekt „Cargo Release“. Es lieferte wichtige Erkenntnisse und wurde von den Kunden ausgezeichnet angenommen. Vermutlich dürfte es noch längere Zeit oder gar dauerhaft parallel zur größeren GSBN-Blockchain weiterlaufen. Untersucht wurde im Rahmen der Studien auch der blockchainbasierte Versand von Daten der Handelsfinanzierung. Im nächsten Schritt will GSBN hierfür ein weiteres Netzwerk aufbauen, das mit der schon bestehenden Frachtdaten-Blockchain verbunden wird.

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  1. […] im IoT miteinander kommunizieren und sich dafür auch in der Kryptowährung IOTA bezahlen. Beide Technologien – Blockchain und DAG – dürften sich parallel durchsetzen und allmählich die Industrie 4.0 und […]

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